Rezension,  Summer Reading Challenge 2018

Michael Kühlen – Die Drei ??? : die weiße Anakonda

Childhood Reboot: Read a Choose-Your-Own-Adventure novel.

Ein neuer Fall für die drei ???: während einer Führung im Botanischen Garten von Rocky Beach wird eine seltene Schlange gestohlen. Und zwar vor den Augen der Besuchergruppe. Dies löst eine Panik aus und die drei Fragezeichen beginnen zu ermitteln: Wer ist der Übeltäter? Was ist das Motiv? Der Leser begibt sich in diesem Buch in die Rolle eines Detektivs und entscheidet, ob die Story mit Justus’, Peters oder Bobs Idee weiter gehen soll.

Eins vorweg: die Freude auf gerade diese Challenge war sehr groß, denn sowohl die drei ???-Hörspiele als auch Choose-Your-Own-Adventure-Bücher sind ein großartiger Zeitvertreib. Also beste Voraussetzungen. Und es gibt ja auch ein paar gute Dinge zu berichten: Das Layout ist übersichtlich gestaltet, der Erzählstil schließt sich an das Bekannte an. Das wars dann aber auch. Ab jetzt: Spoiler-Alarm.

Die Story ist, kurz gesagt, konstruiert. Die Schlange wird gestohlen, damit besagte Besuchergruppe in Panik gerät. Doch mal im Ernst, warum sollte eine große Gruppe erwachsener Menschen, die mit Sicherheit nicht alle an einer Schlangenphobie leiden, wegen einer Schlange, die sich nicht bewegt und offensichtlich gestohlen, also mitgenommen, werden soll, panisch werden? Ein recht enttäuschender Auftakt. Setzt man dann in detektivischer Manier dem Dieb nach und stellt ihn, so endet die Story frühzeitig. Man hat zwar den Dieb, und eigentlich alles richtig gemacht, aber trotzdem ist das nicht die Storyline des Verfassers. Dumm gelaufen. Im Laufe der Story bekommt man als Leser schnell eine Sache heraus: Halte dich bei Entscheidungen an nur einen der drei Jungs und die Story geht wie gewünscht voran. Und wer die drei ??? kennt, weiß recht schnell, wer das wohl sein könnte. Damit werden die Leserentscheidungen witzlos, denn wenn man vorher schon weiß, wem man vertrauen soll, warum dann überhaupt noch eine Sekunde eine Überlegung in die Entscheidung verschwenden? Eigentlich hätte der Autor dann auch direkt einen Roman schreiben können, denn mal abgesehen davon, dass sowieso klar ist, welche Entscheidung man treffen soll, wird man in 60 % der Fälle automatisch, das heißt ohne eigene Entscheidungsmöglichkeit, auf die nächste Seite weiter geleitet. Das führt das vorliegende Genre dann vollkommen ad absurdum. Und das richtige Ende ist mehr als enttäuschend.

Letztendlich habe ich ca. 100 Minuten gebraucht, um das Buch zu lesen. Einiges ist mir entgangen, da falsche Entscheidungen so gut wie unmöglich sind, wenn man erkannt hat, wem man folgen muss. Als letzte Entschuldigung dafür mag man vielleicht die Zielgruppe anführen, Kinder ab 12 Jahren. Doch auch 12-jährige sind durchaus in der Lage zu bemerken, wie sie am erfolgreichsten die Story lösen können. 

Es ist mein erstes ???-Dein-Fall-Buch und wird wohl auch das letzte bleiben. Einen Platz im Bücherregal gibts übrigens auch nicht.

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