5/5,  Favoriten,  izneo,  Krimi,  Manga,  Rezension,  Science Fiction

Kei Sanbe – Die Stadt, in der es mich nicht gibt (Gesamtreihe, 9 Bde)

„Ich möchte die Lücken in meinem Herzen schließen.“

Satoru Fujinuma ist 29 Jahre alt, erfolgloser Mangaka und hält sich als Pizzabote über Wasser. „Du gibst zu wenig von dir preis“ und „Ich finde dein wahres Ich kommt nicht rüber in deinen Werken“ sind Sätze, die er sich ständig von Verlagen anhören muss. Doch wie soll er seine Leser emotional bewegen, wenn er noch nicht einmal in sein eigenes Herz zu schauen vermag? Vor 18 Jahren hat Satoru begonnen, sich vor der Welt, seinen Mitmenschen und auch sich selbst zu verschließen. Zu groß sind die Schuld- und Reuegefühle, die ihn seit seiner Kindheit quälen. Verdrängte Gefühle und Erinnerungen sind aber nicht das Einzige, dass seinen Alltag bestimmt: Wird Satoru Zeuge von Situationen, in denen ein Unglück passiert – ohne, dass er es zunächst wahrnimmt – erlebt er sogenannte Reruns. Er wird bis zu 5 Minuten in der Zeit zurückgeworfen, um die Geschehnisse genauer beobachten und einschreiten zu können. Nach einem für ihn erschütternden und tragischen Ereignis geschieht das Undenkbare: Er wird durch einen Rerun um ganze 18 Jahre in der Zeit zurückgeworfen und findet sich als Grundschüler wieder. Zunächst irritiert, erkennt Satoru schnell, dass es eine einmalige Chance ist und er das Schicksal vieler Menschen verändern könnte. 

“Die Stadt, in der es mich nicht gibt”, im japanischen Original “Boku dake ga Inai Machi”, ist eine 9-teilige Mangareihe von Kei Sanbe und erschien erstmals von 2014 bis 2017 in der deutschen Übersetzung bei Tokyopop. Unter dem Titel “Erased” erschienen zudem eine Anime-Adaption sowie zwei Realverfilmungen in Form eines Kinofilms und einer Netflix-Serie.

Ich kannte bereits die 12-teilige Anime-Adaption von A-1 Pictures aus dem Jahr 2016 und habe mich sehr gefreut, dass ich über izneo nun die Chance erhalten habe, die Manga-Grundlage lesen zu dürfen. Mir gefiel der Anime grundsätzlich sehr gut, aber aus irgendeinem Grund ließ er mich damals mit einem unguten Gefühl zurück. Es fehlte etwas und das eigentlich runde Ende konnte mich nicht zufriedenstellen. Nun, da ich die Mangareihe kenne, weiß ich genau, was es war: Zeit. Die Erklärungen werden dem Zuschauer im Anime in nur einer Episode vor die Füße geworfen, während sich der Manga zwei Bände Zeit dafür nimmt und mehr Hintergründe erläutert. Zusätzlich widmet sich der Abschlussband weiteren inhaltlichen Zusammenhängen und vor allem einzelnen Charakteren, was diesen mehr Tiefe verleiht. Sie sind im Allgemeinen gut ausgearbeitet und vor allem die starken weiblichen Charaktere stechen neben dem Protagonisten und Antagonisten hervor.

Es fällt mir sichtlich schwer, spoilerfrei etwas über den Inhalt dieser Mangareihe zu schreiben, lebt die Geschichte doch von den vielen Entwicklungen, Zusammenhängen und Twists. Soviel sei aber gesagt: Kei Sanbe präsentiert dem Leser in diesem Seinen Manga ein Slice-of-Life-Drama in Kombination mit einem Krimi und Mystery-Elementen. Es geht grundsätzlich darum, den wahren Täter zu entlarven. Wenn man ein gutes Gespür für Kriminalgeschichten besitzt, hat man recht schnell einen Tatverdächtigen gefunden. Die lange Aufklärung des Falls durch den Protagonisten wird aber durch nur allzu menschliche Gründe glaubhaft erläutert. Kei Sanbe hat seine Geschichte von vorne bis hinten sehr gut durchdacht und gleicht so auch zunächst scheinbare Mängel gekonnt aus.

Der Zeichenstil ist sehr schlicht gehalten und wird erst durch die Geschichte ausgeschmückt. Detailarm, aber liebevoll gestaltet, setzt der Manga den Schwerpunkt auf die Dialoge. Diese treffen einen oft messerscharf, werden doch neben Themen wie Freundschaft und Familie auch häusliche Gewalt, Kindesvernachlässigung, sexuelle Übergriffe und Mord behandelt. Daneben wird der Leser auch in den Aspekten Selbstfindung und Mut zum Nachdenken angeregt.

“Die Zukunft ist stets ein unbeschriebenes Blatt. Nur mein eigener Wille kann darauf Spuren hinterlassen.”

In einem sehr angenehmen Erzähltempo präsentiert Kei Sanbe seinen Lesern eine kreative, intensive und spannende Geschichte, die sich vor allem durch scharfe Dialoge, interessante Charaktere und gut durchdachte Ereignisse und Wendungen auszeichnet. Obwohl ich die Auflösung der Geschichte, die sich vom Setting und der Ausführung her unterscheidet, im Grunde bereits aus dem Anime kannte, konnte sie mich bis zum Schluss fesseln.

Bewertung 5 Küsse

Die Mangareihe “Die Stadt, in der es mich nicht gibt” findet ihr im breitgefächerten Katalog von izneo. Dort – und auch hier im Beitrag – steht euch eine kostenlose Leseprobe zur Verfügung. So könnt ihr in den Titel sowie in die Handhabung des Webplayers hineinschnuppern. 😉 Schaut doch mal bei izneo vorbei, es ist für jeden Geschmack etwas dabei! 🙂

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