5/5,  Favoriten,  Horror,  izneo,  Manga,  Rezension,  Science Fiction

Gou Tanabe – H.P. Lovecrafts Die Farbe aus dem All

“Als ich mich vor meiner Erkundung im Städtchen Arkham umgehört hatte, hatte mich jeder vor einem gewissen Ammi Pierce gewarnt. Doch genau das machte mich neugierig auf den alten Mann, der am Rande der “verfluchten Heide” lebte, wie das tote Land genannt wurde. (…) Und Ammi Pierce begann, seine schreckliche Geschichte zu erzählen…”

 S. 17; 22

Als ein junger Landvermesser für die Errichtung eines Stausees ein verödetes Stück Land entdeckt, recherchiert er im angrenzenden Ort Arkham nach den Ursachen. Dabei wird er auf den alten Anwohner Ammi Pierce aufmerksam, der ihn in die tragische Geschichte der “verfluchten Heide” einweiht. Alles begann mit einem Meteoriten, der auf der Farm seines damaligen Nachbarn und guten Freundes Nahum einschlug. Aufgrund seiner Beschaffenheit gab der Meteorit den Anwohnern und Behörden schon bald Rätsel auf. Nach und nach wurden scheinbare Auswirkungen auf Land und Lebewesen ersichtlich und das Grauen nahm seinen Lauf…

Wie ich bereits in meiner Rezension zu “H.P. Lovecrafts Der Hund und andere Geschichten” vor einigen Monaten angekündigt hatte, setzt Gou Tanabe das Grauen mit “H.P. Lovecrafts Die Farbe aus dem All” seit März 2020 bei Carlsen Manga fort. Das japanische Original der Manga-Adaption von Lovecraft erschien bereits 2015 bei Kadokawa. 

Ich durfte auch dieses Werk von Tanabe für euch über izneo lesen und im Gegensatz zum ersten Band von Tanabes Lovecraft-Adaptionen hierzulande wurde ich diesmal komplett überzeugt – was wahrscheinlich nicht zuletzt an der stringenten und spannenden Grundlage von Lovecraft liegt. 

Gou Tanabe hat sich mit “Die Farbe aus dem All” von 1927 eine der bekanntesten Kurzgeschichten von H.P. Lovecraft und zugleich einen Prototypen der Horrorliteratur zur Manga-Umsetzung ausgesucht: Eine glückliche und harmonische Familie wird eines Tages durch unerklärliche Ereignisse zerstört. Dabei zieht sich die Entwicklung, der Zerfall des Glücks und der Harmonie, mit langsamen Schritten durch die Geschichte. Man erlebt durch die Augen von Ammi die stetigen Veränderungen der Natur sowie seiner Freunde, die sich nicht aus eigener Kraft aus der Situation befreien können. Machtlos steht er dem Geschehen gegenüber, da niemand weiß, womit sie es wirklich zu tun haben. Hierbei werden auch gut die Themen Isolation und Ablehnung verdeutlicht, da Nahums Familie von Arkhams Bewohnern gemieden wird und sich niemand – abgesehen von Ammi – ihrer Probleme annehmen möchte.

Das Grauen der Geschichte wird dabei von Tanabe sowohl in detaillierten Bildern, die auch gerne eindrucksvoll für sich allein stehen können, als auch mit viel Freiraum für die Fantasie der Leser vermittelt. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass er die beschriebene “Farbe aus dem All” – einen Bestandteil des Meteoriten – durch Schwarz-Weiß-Zeichnungen darstellt. Lediglich auf den bemerkenswerten Farbseiten am Anfang des Mangas, zeigt er seine eigene Interpretation.

“Was der Meteorit damals mitbrachte weiß Gott allein. Auf jeden Fall aber war es eine Farbe aus den Weiten des Universums… Ein Bote, gesandt, um uns zu zeigen, dass es dort draußen etwas gibt, das der Mensch nicht bezwingen kann.”

S. 186

Gou Tanabe hat mit “H.P. Lovecrafts Die Farbe aus dem All” eine weitere stimmungsvoll und grafisch ansprechende Adaption von Lovecrafts Horrorgeschichten geschaffen. Glaubwürdig und eindrucksvoll vermittelt er in dieser Mischung aus Horror und Science-Fiction sowohl den von Lovecraft beabsichtigten Grusel, als auch die zahlreichen erzählerischen Motive, wie die Bedrohung der menschlichen Zivilisation oder auch Vereinsamung und Machtlosigkeit.

Im Juli und Oktober diesen Jahres geht das Grauen bei Carlsen Manga mit der Dilogie “H.P. Lovecrafts Berge des Wahnsinns” – einer Adaption des gleichnamigen Kurzromans, der auf dem Höhepunkt von Lovecrafts Schaffensphase entstand – weiter. Ich bin schon sehr gespannt, wie Gou Tanabe diese Geschichte in Szene gesetzt hat. 

Bewertung 5 Küsse

H.P. Lovecrafts Die Fabe aus dem All” findet ihr im breitgefächerten Katalog von izneo. Dort – und auch hier im Beitrag – steht euch eine kostenlose Leseprobe zur Verfügung. So könnt ihr in den Titel sowie in die Handhabung des Webplayers hineinschnuppern. 😉 Schaut doch mal bei izneo vorbei, es ist für jeden Geschmack etwas dabei! 🙂

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