Fantasy,  Grischa-Woche,  Rezension,  Young Adult

Leigh Bardugo – Shadow and Bone

Wie so ziemlich jedes Jugendbuch beginnt „Shadow and Bone” mit einer ganz normalen Figur, die schnell herausfindet, dass sie eigentlich gar nicht so normal ist. In Leigh Bardugos Romandebüt handelt es sich hierbei um Alina, die in Ravka zusammen mit ihrem besten Freund Mal ein Leben als Soldatin führt. Idyllisch ist dieses Leben jedoch nicht, denn durch Ravka führt der sogenannte „Shadow Fold”, ein von Monstern beheimateter Fluss aus Dunkelheit, die den Zugang zu den wichtigen Handelsstädten an der Küste verwehrt. Auf einer Überfahrt werden Alina und alle, die ihr lieb und teuer sind, von den in der Dunkelheit beheimateten Volcra angegriffen, und Alina entdeckt ihre einzigartige Fähigkeit, Licht zu beschwören. Sie ist eine Grisha, die die Zauberer dieser Welt darstellen, und in ihrer Hand liegt es nun, den „Shadow Fold” zurückzutreiben.

In diesem ersten Band der Trilogie geht es um Alinas Ausbildung. Früh wird sie von Mal getrennt und lernt den Darkling kennen, der die Grisha mit seiner dunklen Magie anführt und von dem Alina sich wie magisch angezogen fühlt. Doch nichts ist so wie es erst scheint und auf Alina warten viele unangenehme Überraschungen, die ihren Job als „Sun Summoner” erschweren werden.

Die Prämisse der Geschichte ist vielversprechend und die Welt, die sich auf russische Folklore bezieht, eine willkommene Abwechslung vom Fantasy-Einheitsbrei. Leider leidet „Shadow and Bone” an vielen typischen Kinderkrankheiten erster Romane. Die Charaktere fühlen sich unausgegoren an, die Welt erscheint trotz des interessanten Magiesystems blass und unattraktiv. Interessante Konzepte werden für langweilige, vorhersehbare Wendungen ohne viel Erklärung umgeschmissen, und die Freude, die sich über die ersten paar hundert Seiten aufbaut, verfliegt im Laufe der Handlung schnell, weil das Gefühl entsteht, Leigh Bardugo wolle so wenig Risiken wie möglich eingehen.

Alina, beispielsweise, wird als ein dürres, kränklich aussehendes Mädchen bezeichnet. Wer hier nun allerdings annimmt, man hätte es zur Abwechslung mal mit einem durchschnittlichen Hauptcharakter wie im Klassiker Jane Eyre zu tun, irrt gewaltig. Alina muss nur lernen, ihre Magie zu beherrschen und sie wird schön, motiviert, glücklich. Ein gutes Rollenmodell für junge Mädchen ist das nicht.

Ein wenig ist „Shadow and Bone” wie die Protagonistin selbst. Das in dem Buch steckende Potenzial wird nicht ausgenutzt, und es liegt an der Autorin, es in den kommenden zwei Bänden zu finden und zu katalysieren. Wir werden sehen, ob es klappt.

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