2/5,  Gegenwartsliteratur,  Rezension,  Wichteln 2018

Morten Ramsland – Hundsköpfe

„Unten im Keller, also im Raum unter der Treppe“, sagte Stinne, “da wohnt der Hundskopf, weißt du, und der ist SEHR GEFÄHRLICH.” “Der Hundskopf”, stammelte ich, “was macht der?” “Weiß ich nicht”, antwortete meine Schwester, “aber er ist jedenfalls sehr gefährlich, weißt du. Er ist so gefährlich, dass ich nicht weiß, was er macht.” 

Asger Eriksson versucht sich – fernab der Heimat – in Amsterdam als Künstler durchzuschlagen. Als seine Großmutter Bjork im Sterben liegt, macht er sich zurück auf den Weg nach Dänemark, um Abschied zu nehmen. Dabei lässt er die Erlebnisse der dänisch-norwegischen Familie Eriksson Revue passieren und wird zum Erzähler einer Geschichte voller skurriler Charaktere sowie komischer und vor allem tragischer Ereignisse.

“Hundsköpfe” von Morten Ramsland wurde in dessen Heimat Dänemark hoch gelobt und mit Literaturpreisen – beispielsweise für das “Buch des Jahres” – überhäuft. Die deutsche Übersetzung erschien erstmals 2007 bei Schöffling & Co..

Der Künstler, Schmuggler und Schiffsingenieur Askild, die arztromanliebende Bjork und Niels Junior mit seinen überdimensionalen Ohren und dem Korsett sind nur einige Beispiele der vielen bunten Charaktere dieses Familienromans, mit denen Ramsland die Geschichte und Struktur einer großen Sippschaft über Generationen hinweg erzählt. Dabei gibt er jedem Charakter genug Zeit und Raum, damit man diesen als Leser sehr genau kennenlernen kann. Diese detaillierten Ausführungen ziehen die Geschichte aber auch sehr in die Länge. Ramsland schildert mit einem lockeren Schreibstil und einer teils derben Sprache charakterliche Entwicklungen, Liebesgeschichten, aber auch Traumata und Schicksalsschläge. Letztere häufen sich über die Geschichte hinweg – deren Grundstimmung ohnehin sehr bedrückend ist – an und zu vieles wird zu schnell abgehandelt, wodurch viele Ereignisse etwas aufgesetzt, verwirrend oder auch überflüssig für den Aufbau der Erzählung wirken.

Morten Ramsland hat mit “Hundsköpfe” eine facettenreiche Familiensaga geschaffen, die mit skurrilen Charakteren für einige Lacher sorgen kann, sich im größten Teil aber mit beklemmenden Tragödien beschäftigt. Dabei gibt er den Lesern vor allem eine Erkenntnis mit auf den Weg: Seine Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen.

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