Emma Scott – The Light In Us
Durch “The Light In Us” von Emma Scott verstehe ich endlich, warum New Adult so beliebt ist. Es ist wie Fanfiction – nur mit originalen Charakteren. Die Handlungsstruktur ist genauso vorhersehbar, die Figuren genauso langweilige Mary Sues. Sex, Angst, Gefühlsduselei und schlechter Stil – die Bild-Zeitung unter den Genres. Aber bevor mich sowohl Fanfiction- als auch NA-Fans zerfleischen: das trifft natürlich nicht auf alle Vertreter zu. Ich habe schon so manche Geschichte aus der Feder eines Fans gelesen, die mich mehr berührt hat, als die meisten gedruckten Bücher. Und sicherlich gibt es auch im New Adult-Bereich wahre Schätze: ich habe sie bisher nur nicht gefunden.
“The Light In Us” präsentiert den New Adult-Standard: armes, unschuldiges Mädchen trifft auf gutaussehenden, reichen Bad Boy mit emotionalem Ballast. Im Detail: Charlotte ist eine begabte Violinistin, die nach dem Tod ihres Bruders ihre Liebe zur Musik verloren hat und sich nun mit schlechten Jobs über Wasser halten muss. Noah war ein erfolgreicher Extremsportler und Journalist, bis er bei einem Unfall erblindete. Noahs Verschleiß an Assistenten ist groß; niemand kann den jungen Mann zufriedenstellen, der neben seinem Augenlicht auch seinen Lebenswillen verloren hat. Doch als Charlotte in sein Leben tritt, ändert sich alles.
Es braucht kein Genie, um herauszufinden, wie die Geschichte sich entwickelt. Die erste Hälfte hat sogar Potenzial: durch Noahs Blindheit wird eine willkommene Abwechslung ins Schema gebracht. Leider ist Noahs Wandlung von schlecht gelaunt und unnahbar zu verliebt und bereit für Veränderungen viel zu rasant. Charlotte nervt zwar zumindest nicht, ist aber für eine Protagonistin viel zu passiv. Zusammen ergeben die beiden kaum ein Pärchen, bei dem mir warm ums Herz wird. Die übrigen Figuren – Charlottes Mitbewohner und Freunde, Noahs Helfer und Familie – haben kaum eigene Eigenschaften, Motivationen oder Ziele. Die Krönung ist dann noch der Antagonist, der am Ende noch schnell eingeschleust wird, um ein bisschen Spannung zu generieren und mich pausenlos zum Augenrollen gebracht hat.
Trotz der über 400 Seiten hat man das Gefühl, Scott hätte ein wenig geschludert. Charlotte verarbeitet den Tod ihres Bruders nie so wirklich vor dem Leser, Noahs Migräne hat genau einmal eine Relevanz und verschwindet dann. Die Sexszenen lesen sich uninspiriert und es wird mehr Raum für seitenlanges Runterrasseln von Gefühls-Blabla in Dialogform verschwendet als zum Beispiel für die definierenden Themen von Blindheit oder Musik. Schade.
Wie bei zahlreichen beliebten Fanfictions wünschte ich, es wäre mir bei solchen Romanen vergönnt, das Hirn auszuschalten und dasselbe wie viele andere junge Frauen zu sehen. Am Anfang dachte ich, es würde diesmal vielleicht passieren. Aber nein – wieder eine Niete.
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